2. Januar 2016

Gottes Werk und Teufels Beitrag: Der Vulkan als Gott und Höllentor

In Indonesien wird nahezu jeder der 128 aktiven Vulkane von einem Gott, Göttin, Dämon oder Geist heimgesucht. Dem Vulkan Bromo, dem hinduistischen Schöpfergott Brahma heilig, werden jährlich Opfer dargebracht. Und den Guanchen, die Ureinwohner von Teneriffa, ist der Teide heilig und Heimat des schrecklichen Berggottes Guayota.

Auch auf dem europäischen Festland wurden die wenigen aktiven, dafür umso beeindruckenderen, Vulkane als Wohnsitze von Göttern gedeutet. Laut griechischer Mythologie lebt Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, unterhalb des Ätna. Der Dichter Vergil berichtet das der Riese Enkelados von Athene unter den Ätna verbannt wurde, ein anderer Riese, Mimas, wurde unter den Vesuv eingesperrt. Noch heute erschüttern ihre verzweifelten Befreiungsversuche die Erde.
 
Das Christentum übernahm oder dämonisierte diese alten Legenden, so wurde aus dem Ätna die Pforten zur Hölle. So offenbarte sich 1660 der Schutzpatron von Neapel – Januarius -  indem er Kreuze aus dem Vulkan niederregnen lies – in der Form von Pyroxen-Zwillingen.

Abb.1. Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 1631, der heilige Januarius haltet die Lava auf.

Doch der Glaube an einen Gott in den großen monotheistischen Religionen könnte selbst auf einen Vulkan zurückgehen. Die semitischen Gottheiten Jahwe, Allah und der Gott des Christentum haben ihren Ursprung in ältere vorderasiatische Gottheiten, die mit dem Wetter, Stürmen und Blitze in Verbindung gebracht wurden (heutzutage ist dafür auch der Apostel Petrus zuständig). In Exodus 19 wird das Erscheinen Gottes am Berg Sinai mit „ein Donnern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer sehr starken Posaune“ beschrieben und „Der ganze Berg Sinai aber rauchte, darum daß der Herr herab auf den Berg fuhr mit Feuer; und sein Rauch ging auf wie ein Rauch vom Ofen, daß der ganze Berg sehr bebte“-  immer wieder wird auf Rauch und Beben auf dem Berg hingewiesen, auch Phänomene einer vulkanischen Eruption. 

Abb.2. Der Hekla auf Island als Pforte der Hölle, aus dem Kartenwerk von Abraham Ortelius (1527-1598).

Auf der Sinai-Halbinsel gibt es keine Vulkane, sehr wohl jedoch auf der Arabischen Halbinsel – der Hala-'l Badr ist ein noch wenig erforschter Vulkan, der möglicherweise während des Holozäns aktiv war. Ein vergessener Vulkan-Gott der hier angebetet wurde könnte als Vorlage für den Gott der Israeliten gedient haben. Der Mythos wäre später von Arabien aus nach Sinai exportiert worden, daher die Neuinterpretation bzw. Beschreibung in der Bibel des Berg Sinai als "Vulkan".

Die Verbindung von Vulkanen und Göttern wirkt noch in moderne Zeiten nach. Der italienische Theologe Antonio Rungi erklärte 2010 noch allen Ernstes den Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island als Beweis Gottes und göttlicher Hinweis auf unser Tun ...und das baldige (und letztlich ausgebliebene) Ende der Welt in 2012 durch einen Supervulkan...


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