18. August 2016

Tiere im Sagensschatz des Bergbaus

Die schwierige Suche nach Erzadern, neben geologischen Kenntnissen zählt auch jede Menge Glück dazu, führte dazu das das einfache Volk sich den Bergsegen in den Alpen nur durch zauberkundige oder unheimliche Kräfte erklären konnte - manchmal in der Gestalt von Tieren.

In zahlreichen Sagen wird die Erzader einer Person durch übernatürliche Wesen oder Kräfte zum ersten Mal aufgezeigt, wie gutgesinnte Berggeister. Daneben gibt es auch Sagen die als Helfer die zauberkundigen Venedigermandl (italienische Bergleute) angeben. Eine dritte Variante schließlich gibt Tiere als Erstentdecker an. 

Tiere spielen in mancher Sage zur Gründung eines Bergwerks eine wichtige Rolle, vor allem in der Steiermark, Tirol und im Salzburgischen Land. Meist sind es Pferde, Ochsen, Ziegen oder Jagdwild die mehr oder weniger zufällig eine Erzader anzeigen. Laut Sage wurde das Erz von Schwaz in Tirol duch eine wilden Stier entdeckt, der mit seinen Hörnern das Erdreich aufwühlte und die Erzader so bloßlegte. Die selbe Sage erzählt man sich über die Entdeckung des Kupfers bei Prettau. In Brixlegg (ebenfalls in Tirol) wird eine Grube „Geyer“ genannt, da laut Überlieferung einst ein Jäger in einem Geiernest lauter Erzbrocken fand und so das Erzaufkommen erst bekannt wurde. 
In einer Variante dieser Sage wirft ein Hirte einer störrischen Kuh einen Stein hinterher. Ein Berggeist, der zufällig vorbeikommt ruft daraufhin aus „Halt Bua! Da Stoan gilt mehr als d´Kuah!!“ Es stellt sich heraus das der Stein aus Erz oder Gold besteht. Selbst Paracelsus, der sich als Mediziner und Alchemist für Metallurgie und Bergbau interessierte, erwähnt diese Sage in einem Schreiben um 1603.

 
Abb.1. Der Teufel, erkennbar an seinen Ziegenfüßen, übergibt Knappen das Geheimnis einer reichen Erzader – zum Preis ihres Seelenheils. Aus der „Schweizer Bilderchronik des Luzerner“ des Diebold Schilling (1513).

Auch über das Ende eines Bergwerks wird oft in Zusammenhang mit Tieren berichtet. Einst, so die Sage aus Halle, zogen die verzogenen Knappen von Schwaz nach einem ausgiebigen Gelage einem zufällig vorbeikommenden Ochsen aus Jux die Haut bei lebendigen Leibe ab. Die Knappen fuhren danach in die Stollen ein, aber die Strafe für ihre Frevel folgte bald. Die Berggeister erwürgten jeden einzelnen von Ihnen und die Stollen füllten sich mit Wasser. Noch heute fließt ein Rinnsal aus dem ehemaligen Bergwerk, noch immer blutrot gefärbt (vielleicht eine Anspielung an Erzauscheidungen aus dem Grubenwasser). Diese Sage ist in Nord- und Südtirol in verschiedene Varianten, die sich hauptsächlich in den grausamen Details unterscheiden (so wird zusätzlich noch Salz auf den Wunden des Tieres gestreut), recht verbreitet.



Abb.2. Hans Holbein d.J., Bergbau in den Alpen (Mitte 16. Jh.).

Literatur:

PETZOLDT, L. (1990): Knappentod und Güldenfluss“ zu den Bedingugen bergmännischer Folklore in Tirol. In AMMANN, G. „Silber, Erz und Weisses Gold, Bergbau in Tirol“ Innsbruck.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen