27. Januar 2016

J.W. von Goethe und Tiroler Mineralien

Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war - neben Fossilien - auch fleißiger Gesteins- und Mineraliensammler. Während seiner Reise nach Süditalien (1786–1788) sammelte er zwischen Innsbruck und Gardasee insgesamt 24 Gesteinsarten. 

Vom Brenner abwärts schreibt er in seinem Tagebuch:
 
„Glimmerschiefer und Quarz durchzogen. Stahlgrün und dunkelgrau. An denselben lehnte sich ein weißer, dichter Kalkstein, der an den Ablösungen glimmerig war und in großen Massen, die sich aber unendlich zerklüfteten, brach. Oben auf dem Kalkstein legte sich wieder Glimmerschiefer auf, der mir aber zärter zu sein schien. Weiter hinauf zeigte sich eine Art Gneis oder vielmehr eine Granitart, die sich zum Gneis umbildet.“

  
Goethe sammelte auch in späteren Jahren Mineralien aus Tirol und dem Fassatal. So rühmt er sich in einem Brief an einen italienischen Mineralien-Händler „die wichtigsten Tiroler Mineralien, auch die vom Fassatal, meistens in schönen Exemplaren“ sein Eigen zu nennen.

11. Januar 2016

Carl von Linné und sein schwieriges Verhältnis zu Fossilien

Carl von Linné  (1707-1778) ist berühmt für die Einführung der binären Nomenklatur mit Gattungs- und Artname und der Klassifizierung alles irdischen Lebens. Weniger bekannt ist das er auch Mineralien als Regnum lapideum in seinem Werk „Systema Naturae" (1735) behandelt und eine Einteilung nach äußeren Merkmalen, besonders der Kristallform, vorschlägt.

 
Abb.1. Carl von Linnés "Systema Naturae", Ausgabe von 1770, mit einer Tafel die verschiedene Kristallformen zeigt.

Fossilien wurden dagegen eher stiefmütterlich behandelt. Das berühmte Skelett eines Riesensalamanders teilt er als Homo diluvii testis den Anthropolithen (Menschenstein) bzw. Zoolithus Petrifactum (von zoon= Geschöpf oder Gestalt und lithos=Stein) zu. 



Die Bezeichnung spricht dafür das Linné Fossilien als Steine, die nur dem Äußeren nach Tieren ähneln, betrachtet und er teilt sie auch dementsprechend den „echten Steinen und Mineralien“ zu. Vor Linné hatten einzelne Naturforscher Fossilien bereits als versteinerte Lebewesen gedeutet, aber dank Linnés Arbeit und Autorität  wird diese Erkenntnis  fast weitere 100 Jahre brauchen um sich endgültig durchzusetzen.

9. Januar 2016

Seismologie und Atomtests

Seit 1996 ist ein weltweiter Kernwaffen-Teststopp gültig, den bis heute 165 Staaten unterzeichnet und 91 ratifiziert haben. Um diesen Teststopp zu überwachen spielt auch die Seismologie eine Rolle (auch der vermeintliche Test von Nordkorea wurden damit entdeckt). Beim ersten Unterwassertest - Kodename "Baker" - eines nuklearen Sprengkörpers wurde klar, dass die erzeugten Druckwellen eine Überwachung von Atomexplosionen möglich machten. Eine Explosion verursacht charakteristisches Wellen, die durch die Erdoberfläche geleitet und von einer Erdbebenwarte erfasst werden können – mit dem heutigen Überwachungsnetz können Sprengungen ab einer Stärke von 1000 Tonnen TNT nachgewiesen werden (als Vergleich, die Atombombe von Hiroshima hatte eine Sprengkraft von 12.500 Tonnen TNT).
 

Im Unterschied zu einem Erdbeben, das entlang einer Störungsfläche entsteht und daher eine bevorzugte "Ausstrahl-Richtung" bei den Erdwellen zeigt, strahlen bei einer Explosion die Erdwellen konzentriert und kreisförmig von einem einzelne Punkt aus (wie ein Stein der in einem Teich geworfen wird). Das Wellenmuster bei einem Erdbeben ist auch komplexer weil es zu Streuungs- und Brechungseffekten kommt (P= Druckzellen, S= Sekundäre Wellen, R= Oberflächenwellen).

Jedoch hat diese Methode auch ihre Grenzen. Die genaue Erfassung einer Atomexplosion hängt von Rahmenbedingungen – wie die Geologie des Testgeländes ab – sind diese Unbekannt oder gibt es keine Erdbebenwarte in der Nähe kann es zu Fehlern in der Abschätzung der Stärke und Tiefe kommen. Dies wurde deutlich als in 1998 bekannt wurde, das Indien und Pakistan mehrere Test durchgeführt hatten, aber die Anzahl und Stärke vom weltweiten Überwachungsnetzwerk unterschätzt wurde. Noch 1963 vereitelte die unsichere Erfassung von Atomtests sogar ein umfassendes Testverbot da es keine Möglichkeit gab die Einhaltung des Verbots zu kontrollieren.


2. Januar 2016

Gottes Werk und Teufels Beitrag: Der Vulkan als Gott und Höllentor

In Indonesien wird nahezu jeder der 128 aktiven Vulkane von einem Gott, Göttin, Dämon oder Geist heimgesucht. Dem Vulkan Bromo, dem hinduistischen Schöpfergott Brahma heilig, werden jährlich Opfer dargebracht. Und den Guanchen, die Ureinwohner von Teneriffa, ist der Teide heilig und Heimat des schrecklichen Berggottes Guayota.

Auch auf dem europäischen Festland wurden die wenigen aktiven, dafür umso beeindruckenderen, Vulkane als Wohnsitze von Göttern gedeutet. Laut griechischer Mythologie lebt Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, unterhalb des Ätna. Der Dichter Vergil berichtet das der Riese Enkelados von Athene unter den Ätna verbannt wurde, ein anderer Riese, Mimas, wurde unter den Vesuv eingesperrt. Noch heute erschüttern ihre verzweifelten Befreiungsversuche die Erde.
 
Das Christentum übernahm oder dämonisierte diese alten Legenden, so wurde aus dem Ätna die Pforten zur Hölle. So offenbarte sich 1660 der Schutzpatron von Neapel – Januarius -  indem er Kreuze aus dem Vulkan niederregnen lies – in der Form von Pyroxen-Zwillingen.

Abb.1. Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 1631, der heilige Januarius haltet die Lava auf.

Doch der Glaube an einen Gott in den großen monotheistischen Religionen könnte selbst auf einen Vulkan zurückgehen. Die semitischen Gottheiten Jahwe, Allah und der Gott des Christentum haben ihren Ursprung in ältere vorderasiatische Gottheiten, die mit dem Wetter, Stürmen und Blitze in Verbindung gebracht wurden (heutzutage ist dafür auch der Apostel Petrus zuständig). In Exodus 19 wird das Erscheinen Gottes am Berg Sinai mit „ein Donnern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer sehr starken Posaune“ beschrieben und „Der ganze Berg Sinai aber rauchte, darum daß der Herr herab auf den Berg fuhr mit Feuer; und sein Rauch ging auf wie ein Rauch vom Ofen, daß der ganze Berg sehr bebte“-  immer wieder wird auf Rauch und Beben auf dem Berg hingewiesen, auch Phänomene einer vulkanischen Eruption. 

Abb.2. Der Hekla auf Island als Pforte der Hölle, aus dem Kartenwerk von Abraham Ortelius (1527-1598).

Auf der Sinai-Halbinsel gibt es keine Vulkane, sehr wohl jedoch auf der Arabischen Halbinsel – der Hala-'l Badr ist ein noch wenig erforschter Vulkan, der möglicherweise während des Holozäns aktiv war. Ein vergessener Vulkan-Gott der hier angebetet wurde könnte als Vorlage für den Gott der Israeliten gedient haben. Der Mythos wäre später von Arabien aus nach Sinai exportiert worden, daher die Neuinterpretation bzw. Beschreibung in der Bibel des Berg Sinai als "Vulkan".

Die Verbindung von Vulkanen und Göttern wirkt noch in moderne Zeiten nach. Der italienische Theologe Antonio Rungi erklärte 2010 noch allen Ernstes den Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island als Beweis Gottes und göttlicher Hinweis auf unser Tun ...und das baldige (und letztlich ausgebliebene) Ende der Welt in 2012 durch einen Supervulkan...